Vieles
hat sich seit der Pandemie in meinem Leben und Empfinden verändert.
Oder vielleicht war es auch keine Veränderung, sondern sich noch
klarer darüber werden, was man ist, was man denkt und fühlt, was
man vom Leben möchte ... und wofür man dankbar ist.
Die
Enge des begrenzten Lebensumfeldes barg nicht nur anfängliche Sorge
und Angst, sondern gleichermaßen eine Chance. Chance zum bewussten
Nachspüren dessen, was wichtig ist und werden soll, und wovon (oder
von wem) man sich lösen muss.
All
das habe ich gemacht. Und ich bin noch dabei.
Alte
Bande wurden aufgeknöpft, neue gesponnen, andere gefestigt.
Selbstbestimmung
und Freiheit sind große Aspekte meines Lebens und mir so wichtig wie
die tägliche Nahrung in Form von Essen, Literatur und Musik.
Die
Natur habe ich noch mehr zu schätzen gelernt, als zuvor. Ich habe
angefangen, bewusst und leidenschaftlich zu gärtnern und möchte das
auch in Zukunft nicht mehr missen. Mein kleiner Kirschbaum Burlat
trägt dieses Jahr zum ersten Mal Früchte, die ich in ein paar Tagen
ernten kann.
Die
Freundschaft zu den wichtigsten Menschen in meinem Leben erlangte
durch die Pandemie noch größere Bedeutung und ist mir kostbarer als
die Perlen in meiner Schmuckschatulle. Liebe Lulu, liebe Alice: ihr
seid Geschenke und wertvoller als Gold. Ein sicherer Hafen, für den
ich sehr dankbar bin. Ich habe gefunden und werde bleiben.
Mein kleiner Vintageladen, den ich Mitte letzten Jahres eröffnet habe,
macht mich glücklich und zu sehen, wie er stetig wächst, erfüllt
mich mit Stolz.
Dieses
Jahr habe ich endlich begonnen, täglich auf meiner geliebten Harfe
Helena zu spielen und werde immer flüssiger, sicherer in den
Bewegungen meiner Hand, sicherer in meinem inneren. Von Anfang an war
es ein intuitiver Vorgang, ich hatte keinen Lehrer, benötigte aber
auch keinen. Es war mein Lebenstraum, dieses Instrument zu spielen
und es ist ein währender Traum, sie täglich spielen zu dürfen. In
der Musik verliere ich mich. In der Musik finde ich mich.
Und
ja, ich vermisse das Reisen. Ja, ich vermisse es, durch die Nacht zu
tanzen. Aber warum traurig sein? Es gibt so vieles, wofür es sich zu
leben lohnt und worüber man sich freuen kann.
Bewusst
leben, bewusst er-leben: das ist die Anleitung zum Glücklichsein.
Denn in allem, das man bewusst tut, steckt ein Fünkchen Glück. Wir
Menschen leben und sterben an jedem Tag unseres Daseins. Es ist an
uns, wie wir diesen Zeitraum füllen. Mit welchen Gedanken. Mit
welchen Gefühlen. Es ist einzig an uns, ob es ein gutes Leben und
Sterben wird.
Und
die Zeit, in der man wieder am Meer sitzen und im Café mit den
liebsten Menschen anstoßen kann, wird kommen - und ich freue mich
riesig darauf! Genau
so, wie auf jeden neuen Tag, an dem ich leben und sterben darf. Denn
jeder Tag ist ein Geschenk und die Vervollständigung der
Vollständigkeit.