Während ich diese Worte schreibe höre ich Amos Lee. Vor sieben Jahren Stimme meiner Melancholie. Heute - heute Musik, die mich zur Ruhe kommen lässt. Musik, die mir zeigt, welch lange Reise hinter mir liegt.
Es war eine lange Reise. Beschwerlich war sie. Beschwerlich, und schrecklich, und wunderschön.
Heute endet das alte Jahr und mit diesem Tag auch ein ganzes Jahrzehnt. Dieses Jahrzehnt war für mich geprägt von Schicksalsschlägen und Unausgesprochenem. Von Schmerzen und Verlusten. Von Verlobungen und Entlobungen. Von Verzweiflung, Schuld. Dann Vergebung. Dann Befreiung. Selbstfindung.
Selbstfindung und Liebe.
Wie bemerkenswert unstet das Leben ist. Und wie unstet sich meines gestaltet hat. Vor 10 Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich an diesem Laptop sitzen werde, und diese Worte schreiben werde. Diese Worte, die tief in meine Seele blicken lassen. Diese Seele, die so sehr sich selbst gefunden hat. Nach allem. Trotz allem. Oder gerade wegen allem ...
Eine Retrospektive.
2010 - Zweifel, Ängste und ein zweites Buch.
2010 studierte ich das zweite Jahr in Landau, war sehr in mir selbst drin, und mich schmerzten die Geschehnisse des vergangenen Jahres und Selbstzweifel, und ich wusste nicht, wohin diese Reise mich wohl noch führen sollte.Ich arbeitete an verschiedenen Schulen. Half Schülern, die ebenso an allzu großen Schicksalsschlägen zu leiden hatten in allzu jungen Jahren, wieder ins Leben zu finden.
Und ich schrieb mein zweites Buch, "Das Herz ist ein Organ aus Feuer", inspiriert von einem meiner liebsten Filme, "Der Englische Patient".
2011 - Reisen, Tragik und Liebe.
Eine meiner Kreationen wurde in einer Frauenzeitschrift veröffentlicht, und es regnete Bestellungen. Alles lief gut ... bis mich jemand diskreditierte, und ich meinen Shop schließen musste. Ich musste, erneut, von vorne beginnen.
Und im Herbst lernte ich den Mann kennen, der mich heiraten wollte und den ich heiraten wollte, denn er war ebenso sehr tief empfindend, tieftraurig und sehnsüchtig suchend nach dem Sinn des Lebens, wie ich es war.
2012 - Schönheit und Wahnsinn.
2012 verlobten wir uns, und ich blühte auf. Mein Liebster und ich genossen unsere gemeinsame Zeit, besuchten Cafés und redeten über die Tiefen unserer Seele, führten tiefe Gespräche über Bücher, Filme und Musik die uns bewegten und wachsen ließen. Wir fuhren oft durch die Nacht, hörten Amos Lee, Priscilla Ahn und Florence & the Machine, deren Musik mich zu meinem Blognamen "Strangeness and Charms" inspirierte - mein Baby, mein Schatz, der mir Selbstbewusstsein gab, und Stolz, und mir half, zu mir selbst zu finden, durch das Hinausgehen, durch das Zeigen von mir und meiner Leidenschaft.Meine Mutter fand nach vielen Jahren die Liebe und begann zu malen, hatte ihre erste Kunstausstellung und lebte damit meinen Kindheitstraum, den ich vor Jahren bereits zu Grabe getragen habe. Währenddessen arbeitete ich als Autorin, Bloggerin, Lehrerin, Onlineshop-Betreiberin ... und studierte nebenher.
Und ich nahm mit meinem Liebsten, zigarettenrauchend und Whiskey trinkend in seinem Studio meine ersten professionellen Coversongs und selbstkomponierten Lieder auf - zu einer Zeit, als ich selbst nicht so recht an mein eigenes Talent glauben mochte.
Ich lernte zwei wunderbare Frauen kennen, die zu meinen besten Freunden werden sollten.
Im selben Jahr erlitt ich einen Schicksalsschlag, der mich fast gänzlich zerstört hätte. Ich weiß nicht, wie ich diese Zeit überlebt habe. Ich habe erst geschwiegen, und mich dann, einzelnen, ausgewählten Personen anvertraut. Ich vertraute mich auch meinem Verlobten an, was mir schwer fiel, denn ich wusste, dass es für ihn eine ebenso große Last sein würde wie mir. Irgendwie ging es doch weiter, aber ich weiß nicht, wie es zu diesem Zeitpunkt ging. Es ist ein Wunder.
Mein Verlobter versuchte mir, trotz seiner eigenen Depression, Stütze zu sein. Es gelang ihm nicht. Wir entfernten uns voneinander und ich wusste nicht wohin mit mir und meiner Qual.
2013 - du musst dein Leben ändern.
Anfang 2013 trennte ich mich von meinem Verlobten, denn er konnte mir nicht Stütze sein, war mehr eine Last. Vielleicht waren wir uns beiden eine Last. Die Trennung war unschön und endete, wie Beziehungen nie enden sollten. Ich wollte nicht in meinen Depressionen gefangen sein. Wollte alles aus meinem Leben verbannen, das mir Kraft nahm und nicht geben konnte. Ich brach mein Studium ab. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht - hatte ich doch schon 4 Jahre Arbeit hineingesteckt. Aber ich wusste, dass mich die Tätigkeit als Lehrerin an einer Schule niemals gänzlich würde erfüllen können und ... ich wollte an meinem Plan festhalten, zu mir selbst zu finden und zu meiner eigenen Kraft.
Ich lud meinen "Asian Dream" auf YouTube hoch, ein selbstkomponiertes Lied, das für mich Emanzipation aus dem Schmerz des vergangenen Jahres und Emanzipation aus dem Kummer bedeutete, denn trotz der Trennung liebte ich meinen Verlobten noch immer ... und am selben Tag meldete sich der Mann bei YouTube an, den ich Jahre später als eine der großen Lieben meines Lebens bezeichnen würde und immer bezeichnen werde.
Ich hatte mein erstes professionelles Shooting mit Sabine und trug das Kleid, das ich bei meiner eigenen Hochzeit tragen wollte, und danach sollten noch viele, viele weitere Shootings folgen.
Ich lernte den Mann kennen, der mein bester Freund werden sollte. Er ist es bis zum heutigen Tag.
Ich verbannte alte Freunde aus meinem Leben, die diese Bezeichnung nicht verdient hatten und hatte Ende des Jahres einen Nervenzusammenbruch und beschloss, dass ich noch radikaler in meinem Leben und meiner Seele würde ausmisten müssen. Ich machte eine Regressionstherapie und durchlebte nochmal die Geschehnisse der vergangenen 25 Jahre meines Lebens und auch das Jahr 2012. Und es war bis dato die beste Entscheidung meines Lebens gewesen.
2014 - ein Gefühl von Freiheit.
2014 heiratete meine Mutter zum zweiten Mal. Sie zog zu ihm, ich zog in meine erste eigene Wohnung. Strich jeden Raum in einer anderen Farbe. Und auch meine Seele wurde farbig. Zum ersten Mal empfand ich ein Gefühl von Freiheit. Ich hatte das Gefühl, vollkommen aufzublühen. Es war überwältigend.
Und ich lernte den Mann kennen, von dem ich später sagen würde, dass er der zweite Mann war, den ich wirklich, aufrichtig geliebt habe. Mit ihm wurde meine farbige Seele noch farbiger und gemeinsam genossen wir die schönen Seiten des Lebens.
Ich besuchte das erste Mal das elegante, glamouröse und romantische Baden-Baden, und war sofort verliebt.
2015 - über Umwege in die Heimat.
2015 zog ich zu ihm in diese wunderschöne Stadt, in der ich mich vom ersten Moment an mehr zuhause fühlte, als ich mich je in meiner alten Heimatstadt gefühlt hatte. Es war nicht der beste Entschluss, denn er war aus einer Aussage geboren, durch die ich mich entweder für ihn, oder für mein autonomes, selbstbestimmtes, freies Leben in meiner alten Heimatstadt entscheiden musste. Sollte ich mich für meine Wohnung entscheiden, oder für die Liebe? War es Liebe?
Ja, das war es, aber man darf niemals einen anderen Menschen zwingen, sich für einen Weg zu entscheiden, und beim falschen Weg mit Trennung zu drohen. Niemals.
Doch ich liebte ihn, und ich wollte bei ihm sein, und es sollte sich wiederum als bemerkenswert gelungener Schachzug des Schicksals beweisen, der mein Leben in die immer richtigeren Bahnen würde lenken können.
2016 - die gewählte Heimat.
Ich erreichte die 10k auf Instagram. Das war ein Meilenstein für mich. Ein Ziel, das ich lange im Auge hatte. Ich feierte mit meinem Freund, aber mir war nicht nach feiern zumute, denn bei uns lief es nicht gut, und das sagte ich ihm, in der Nacht zu meinem 28. Geburtstag. Wir trennten uns, denn wir realisierten beide, dass unsere Wertvorstellungen, Lebensansichten und -Ziele nicht zusammenpassten und nie zusammenpassen würden. Ich beschloss, in Baden-Baden zu bleiben, da ich diese Liebe, die mir blieb, obwohl eine andere endete, nicht verlassen wollte, und suchte mir eine eigene Wohnung. Ich fand sie - ein halbes Jahr, eine Reise nach Amsterdam und eine nach London und ein paar Nervenzusammenbrüche später.
Alleine mit mir selbst in dieser neuen Wohnung, die mir wie eine Notlösung erschien und mich deswegen nicht zur Ruhe bringen konnte, hinterfragte ich all die Entscheidungen der vergangenen Jahre, wenn ich mir nicht mit neu gewonnenen Bekannten aus derselben Stadt in den Bars und Discotheken von Baden-Baden die Nächte um die Ohren schlug. Was ich tat war in keiner Weise gesund. Ich war alleine. Ich wollte vergessen. Ich war nicht glücklich. Aber all das war auch eine Notwendigkeit ... denn wer am Meeresgrund liegt, kann nicht weiter sinken. Danach geht es nur noch hinauf ... Hinauf, zurück zur Oberfläche. Und weiter, weiter bergauf.
Ich lud neue Songs auf YouTube hoch, und immer wieder kommentierte der Mann, der zwei Jahre später in realer Gestalt vor mir stehen sollte, und gab mir langsam Vertrauen in mich und meine Fertigkeiten. Konnte ich doch singen? War ich talentiert? Allmählich realisierte ich das.
Und da war, in meiner Einsamkeit, plötzlich die Katze da. Als hätte sie meine Einsamkeit gewittert. Sie besuchte mich jeden Tag, und ich war dankbar für dieses Geschenk. Was, wenn ich nicht in diese Wohnung gezogen wäre? Dann hätte ich sie nie kennengelernt. Sie legte sich abends auf meinen Schoß, wenn ich fernsah, und sie gab mir die Liebe, die mir kein Mensch zu dieser Zeit geben konnte. Ich fühlte mich weniger einsam.
Ich schnitt meine langen Haare ab und trug nun eine Kurzhaarfrisur. Denn ich wollte mein Leben ändern. Und eine Frau, die ihre Haare abschneidet, verändert ihr Leben.
Und ich realisierte, dass es der richtige Entschluss war, in Baden-Baden zu bleiben. Das war meine gewählte Heimat, und nur dort hatte ich die Chance, zu wachsen.
2017 - das Jahr der Transformation.
Ich feierte meinen 29. Geburtstag, Florian schenkte mir meine erste DSLR Kamera. Ich wurde von der Liebe enttäuscht, erneut, aber das war nichts Neues. Gewöhnen konnte ich mich dennoch nicht daran. Ich war frustriert und verzweifelt und musste meinen Traum, mit 30 Mutter zu werden, verwerfen. Wie sollte ich innerhalb eines Jahres den Mann meines Lebens finden, heiraten, schwanger werden? Ein Ding der Unmöglichkeit ... oft weinte ich mich nachts in den Schlaf. Aber der neue Morgen kam immer wieder. Und auch immer die Katze, meine liebe Freundin.
Mit meinem Instagram-Account "strangenessandcharms" erreichte ich die 20k Marke und machte ein Shooting mit Florian, mit dem ich ein Jahr zuvor mein erstes Shooting hatte, und der ein guter, wichtiger Freund für mich wurde.
Ich trug zu diesem Shooting ein wunderschönes, silberfarbenes und bodenlanges Abendkleid, das über und über mit silbernen Pailetten und weißen Perlen bestickt war. Und ich fühlte mich überhaupt nicht schön.
Zuhause betrachtete ich mich nackt im Spiegel und war schockiert. Nein, diesen Körper liebst du nicht, sagte ich mir. Und ich beschloss, ihn zu transformieren.
Ich nahm radikal ab. Kam von Größe L auf Größe S. Und mit meinem neugewonnenen Selbstbewusstsein im Gepäck machte ich mit zwei Freundinnen einen Roadtrip durch Italien.
Nachdem ich dort das erste Mal den schiefen Turm, die fünf Länder, das Meer nach 5 Jahren, und einen Sonnenuntergang in 800 Metern Höhe sah, und eine Nahtoderfahrung hatte, beschloss ich, mit dem Rauchen aufzuhören.
Auf Instagram lernte ich den wunderbarsten Menschen kennen, den man sich vorstellen kann. Mit einem überragenden Intellekt und einem noch überragenderen Herzen. Und sie nenne ich bis zum heutigen Tag meine wichtigste Vertraute. Meine Seelenverwandte.
Ich reiste nach Paris, nach Strasbourg, nahm das erste Mal an einem Dîner en Blanc teil und ließ mich mit Freuden wieder und wieder von der Liebe enttäuschen.
Doch ich war auf dem Weg zum Glück.
2018 - das Jahr des Mutes.
Und der Mann, der ein paar Monate später in realer Gestalt vor mir stehen sollte, fragte mich nach einer Zusammenarbeit. Er war Produzent und ich bewunderte seine Arbeit, seit ich sie vor 4 Jahren das erste Mal hörte. Ich fühlte mich geschmeichelt, stolz, überrascht, überrumpelt und geschmeichelt und sagte mit Freuden JA! Er schrieb mir E-Mails, dann auf Facebook, dann auf WhatsApp, und ich weiß nicht, wie es kam, aber auf einmal stand die Romantik im Raum ... Und ein Traum. Und diesem Traum wollte ich folgen.
Er drängte sich förmlich in mein Leben, und ich ließ ihn von ganzem Herzen gewähren ...
Trotz meiner Furcht die mich 6 Jahre lang daran hinderte, alleine zu reisen und trotz meiner Furcht an einen Ort zu reisen, wo ich die Liebe würde finden können, wagte ich es.
Aber es bedarf des Rates meiner Seelenverwandten, die mich dabei ermutigte, meinem Herzen zu folgen. Denn damals war es noch sehr leise, und es traute sich nicht, aus voller Inbrunst zu sagen: "Ja! Tu es! Sei mutig und scheue dich nicht davor, dass es ein Fehler sein könnte."
Ich fuhr ans Meer und fand eine Liebe, die mich immer wieder zurückkehren ließ. Bis sie endete ...
Wir liebten uns, und es war echt und wahr.
Nie fühlte ich so eine wahre und tiefe, und so weltbewegend schöne, so voller Glück erfüllte Liebe, wie mit ihm.
Ich begann in diesem Jahr meinen Literaturblog "sie.ist" auf Instagram, und die Liebe und das Glück, und auch der Schmerz und die Sehnsucht, die das Herz voller macht, und die Bahnfahrten quer durch Deutschland, und all die tiefen, wunderbaren, intelligenten Gespräche die wir führten, inspirierten mich in einem Maße, wie ich es nie zuvor gefühlt hatte.
Auf Instagram erfuhr ich auch, dass mein zweites Buch, "Das Herz ist ein Organ aus Feuer", das ich Anfang der Dekade veröffentlicht hatte, größere Kreise zog als ich es mir je erträumt hätte.
Ich schrieb an dem Roman weiter, den ich 10 Jahre zuvor begonnen hatte. Wir machten Musik, inspirierten uns gegenseitig und trieben uns zu immer neuen kreativen Höhepunkten.
Aber wir, wir waren ein Traum und ein Traum, der nicht von Bestand sein konnte. Wie schon bei meiner Liebe, die ich vier Jahre zuvor gefunden hatte, realisierten wir, dass unsere Wertvorstellungen, Lebensansichten und -Ziele nicht zusammenpassten und nie zusammenpassen würden.
Denn Liebe ist manchmal nicht genug. Und vor allem wenn man sich diese Liebe in der Distanz nicht in dem Maße geben kann, wie sie der eine oder der andere benötigt, dann wird sie nie genug sein.
Aber ich blicke nicht mit Gram auf diese Zeit zurück. Sie hat mir ermöglicht, die Welt hineinzulassen.
Sie hat mir ermöglicht, zu mir zurückzufinden. Oder, zum ersten Mal wirklich zu mir finden zu können.
Ich konnte langgehegte Ängste überwinden. Die Angst vor dem Neuen. Die Angst vor meiner eigenen Dunkelheit. Die Angst vor Reisen ins Unbekannte. Die Angst vor der Höhe.
Die Angst vor der Liebe.
Ich fand den Mut, von dem ich nicht wusste, dass er in mir lebte.
Ich ließ mir mein erstes Tattoo stechen und beschloss, meinen alten Account, der nun mehr als 27k Follower zählte zu löschen und nochmal ganz von vorne anzufangen.
Ich war dreißig Jahre alt, und fühlte mich nie so jung wie in diesem Jahr. Ich fühlte mich, als würde mir nun die ganze Welt offen stehen. Und so sollte es sich auch im nächsten Jahr bewahrheiten ...
2019 - das Jahr der Befreiung
Mit dem neugewonnenen Mut in mir, dem neugewonnenen Selbstvertrauen, der neugewonnenen Selbstliebe und der neugewonnenen Freiheit standen mir nun alle Türen offen. Und durch all diese wollte ich gehen.
Mit meinem neugewonnenen Selbstvertrauen machte ich ein Aktshooting mit der Fotografin, mit der ich 6 Jahre zuvor mein erstes Shooting überhaupt hatte.
Ich las und las und wurde nicht müde der Worte und begann, das geschriebene Wort und Hörbücher zu verschlingen, als würde es keinen Morgen geben.
Und hörte zum ersten Mal die "Herr der Ringe" Trilogie, die ich als 15-jähriges Mädchen verschlungen hatte, in einer Version, die mein Herz schmelzen ließ.
Ich beendete die längste Freundschaft meines Lebens nachdem sich menschliche Enttäuschungen wiederholt hatten ... und fand die vierte Liebe meines Lebens. Aber die Gefühle kamen nie an die Gefühle heran, die ich im Jahr zuvor gespürt hatte.
Er war Musiker und Kunstschaffender. Wir machten gemeinsam Musik, planten gemeinsame Projekte. Inspirierten uns gegenseitig.
Aber ich wusste nicht, was wir waren und was ich für ihn war und ob ich das überhaupt wollte ... und so ging ich alleine auf Reisen, um mir darüber klar zu werden, was ich von ihm brauchte und wollte. Und was ich ihm geben konnte.
Ich ging wandern in Bayern, flog alleine nach Marokko, traf inspirierende und wunderbare Menschen, die meine Freunde wurden ... und verliebte mich in das Land ... und jemanden, der nicht er war ... Aber ich verdrängte ihn, und blieb bei dem Mann, der Anfang des Jahres den Weg in mein Leben gefunden hatte.
Ich ging nach Paris, und er folgte mir nach.
Er wollte mich heiraten. Meine Freundinnen rieten mir, seinen Antrag anzunehmen. Wir hatten dieselben Wertvorstellungen, dieselben Ziele. Er wollte Kinder, wie ich. Er wollte eine Familie gründen, wollte Liebe und Zweisamkeit.
Ich sagte: ja. Und in mir flüsterte leise das Nein ...
Ich war verliebt, aber nicht in ihn, mit dem ich nun verlobt war, und schrieb weiter an meinem Roman. Ich beschloss, an meinem dritten Gedichtband zu arbeiten. Saß nächtelang am Manuskript. Lag nächtelang mit meinen Gedanken in meinem Kopf im Bett, die mich nicht schlafen ließen.
Ich fuhr mit meiner Seelenverwandten zu ihrem Sehnsuchtsort, nach Sylt. Zurück ans Meer. Dort, wo mir immer schon die Inspiration entgegenwellte. Dort, wo mir Dinge bewusst wurden, dort, wo ich den Mut fand und die Liebe und ... dort, wo ich nicht mehr verdrängen konnte, dass ich mich verliebt hatte.
Ich trennte mich von ihm, und wollte meinem Herzen Freiraum schaffen. Und mir. Reiste nach Budapest und ließ mich von der Schönheit dieser Stadt verzaubern - ein einziges Gemälde von Mucha. Mit Art Déco Palästen, eleganten weißen Gebäuden und einer wunderbaren Fülle an Wasser, weißem Stein, und Wahrheit.
Und die Liebe in mir wuchs.
Die Liebe zu mir, dem Leben, dem Reisen, dem Anderen.
Dies war das Jahr der Befreiung. Das Jahr der Bücher und das Jahr der Musik.
Es war das Jahr, das mich meiner eigenen Wahrheit nahe brachte.
Am Ende diesen Jahres, und dieses Jahrzehnts, habe ich mein drittes Buch publiziert. "Im Ereignishorizont" erschien am 26. November 2019 und es erfüllt mich mit großem Stolz. Es ist ein Sammelband mit Gedichten und Kurzprosatexten, die sich mit der Astronomie, der Liebe und dem Leben befassen - gleichzeitig ist dieses Buch auch mein Sieg gegen die Depression, die mich mehr als die Hälfte meines Lebens begleitet und gelähmt hat.
Und ich höre Amos Lee, und er ist die Stimme dieser neugewonnenen Freiheit und der Helligkeit und Farbigkeit meiner Seele.
Das Ende einer Dekade - der Beginn einer neuen.
Ich verstecke mich nicht mehr in dem, was ich bin. Ich umarme mich, meine Verletzlichkeit, meine Emotionalität. Mein buntes, niemals schwarzes Herz. Ich habe alle Dunkelheit hinter mir gelassen. Ich bin hoffnungsvoll. Ich weine viel und lache noch viel mehr. Und wenn ich liebe, dann mit all meiner Seele. Denn ich liebe mich selbst, und diese Liebe gibt mir die Möglichkeit, den Anderen ebenso zu lieben, wie mich selbst.
Ich will lieben, ich will küssen. Ich will reisen und leben und reisen und schreiben und lachen und träumen und verwirklichen. Ich will Poesie sein und Musik. Ich will Königin sein über dieses Königreich, das mein Leben heißt. Ich will Glück spüren und dieses Glück weitergeben.
2020 - das Jahr des Glücks.
2020 wird das Jahr, in welchem ich das Glück mit beiden Armen empfangen will. Es soll das Jahr der Möglichkeiten sein. Das Jahr der Entscheidungen. Manche habe ich bereits getroffen, ausgesprochene wie unausgesprochene. Es wird das Jahr sein, in dem ich zum ersten Mal nach Amerika reise. Es wird das Jahr sein, in dem ich den Jakobsweg wandern werde. Es wird das Jahr sein, in dem ich herausfinden will, ob das, was ich begann, vor Monaten zu fühlen wert ist, weitergeträumt, weitergehofft, weitergelebt zu werden.
Ich freue mich auf diese Reise. Und ich werde sie begehen, ohne die Ängste und Schatten der Vergangenheit, denn ich habe mich von all dem gelöst. Nur das Jetzt ist wahrhaft von Bedeutung. Und ich will es füllen, fühlen, begehen, in mich aufnehmen und nah an meinem Herzen tragen und in allem, allem, allem was ich tue vollkommen gegenwärtig sein.
Die 20er - die Zeit der Entscheidung im Gegenwärtigen.
Frei von allem, was vorher war.
Ich wünsche euch alles Gute für diese neue Dekade und allen Mut und alles Glück, das man sich wünschen kann.
Dein Beitrag hat mich sehr berührt. Ein sehr inspirierender Post!
ReplyDeleteIch wünsche dir für 2020 nur das Beste! :)
Alles Liebe
Larissa
2020 ist ja nun etwas anders gelaufen, als wir uns das alle vorgestellt haben, aber ich empfinde dieses Jahr dennoch als eine Chance für so vieles.
DeleteLiebe Grüße
Dahi Tamara
Those are some beautiful pics!
ReplyDeletehttps://aab-edu.net/
thank you :)
DeleteX
Dahi Tamara